HANSESTADT LÜBECK - 
Der Dom - Wo in Lübeck das Paradies blüht
Der Dom, dessen hochragende Türme zu der berühmten Silhouette
der Hansestadt gehören, ist das wohl älteste Baudenkmal Lübecks.
Nachdem die Stadt 1160 Bischofssitz geworden war, legte Heinrich der Löwe
im Jahre 1173 den Grundstein zu dem gewaltigen Backsteinbau. Vorher hatte
an gleicher Stelle bereits eine hölzerne Kirche gestanden.
Der romanische Dom, eine dreischiffige Pfeilerbasilika, war der Überlieferung
nach spätestens um 1230 fertiggestellt worden. Nur 30 Jahre später
ließ der aus dem Rheinland stammende Bischof Johannes von Diest das
"Paradies", eine spätromanische Vorhalle, anfügen. Sie war Eingang,
Freistätte für Verfolgte, Ort der Almosenausgabe und gelegentlich
auch Gerichtsstätte.
Der romanische Bau wurde zwischen 1226 und 1335 zur gotischen Hallenkirche
umgestaltet. Dabei hob man die Seitenschiffe auf die Höhe des Mittelschiffs
(20 Meter) an. Ein gotischer Umgangschor (geweiht 1341) ersetzte im Osten
die romanischen Apsiden (Altarnischen). Im Langhaus wurden in gotischer
Zeit Seitenkapellen angefügt, deren heutige Ausgestaltung zum Teil
aus dem Barock stammt.
Bei dem Luftangriff auf Lübeck im Jahre 1942 entstanden am Dom
schwere Zerstörungen. Gewölbe stürzten ein. Das Paradies
wurde erst 1946 von einem einstürzenden Querhausgiebel begraben.
In der Nachkriegszeit war man sich in Lübeck lange unschlüssig,
wie der Dom wieder aufgebaut und gestaltet werden sollte. Der Wiederaufbau
kam erst 1960 in Gang, nachdem St. Marien wiederhergestellt
war. Die Arbeiten am Dom kosteten etwa 13 Millionen Mark. Davon kamen 20
Prozent durch Spenden zusammen. Den Rest brachten die Kirche, die Stadt,
das Land und der Bund auf.
Zur Wiederherstellung der typischen Lübecker Stadtsilhouette
mit den sieben Türmen waren zunächst 1958/59 die Türme des
Domes erneuert worden. Das Langhaus konnte 1970 wieder seine Aufgabe als
Gemeindekirche übernehmen. Der gotische Chor wurde durch eine Glaswand
abgeteilt. Er sollte eigentlich als Mahnmal unvollendet bleiben. Die "Stiftung
Dom zu Lübeck" sammelte jedoch so viel Geld, daß auch der Chor
wiederaufgebaut werden konnte. Er wurde 1977 vollendet. Die Glaswand blieb
bestehen, um den Chor als Tagungs- und Ausstellungsstätte nutzen zu
können.
Die Wiederherstellung des Paradieses wurde krönender Abschluß
des Wiederaufbaus des Lübecker Doms. Dieser prächtige Vorraum
des Doms wurde in sechsjähriger Arbeit in seiner mittelalterlichen
Form rekonstruiert und Ende 1982 fertiggestellt.
Der Lübecker Dom enthält zahlreiche Kunstwerke, an erster
Stelle das 17 Meter hohe Triumphkreuz von Bernt Notke (1477). Es konnte
in sechsjähriger Restaurierung (1972-1977) in einen würdigen
Zustand versetzt werden. Unter den vier überlebensgroßen Figuren
unter dem Kreuz kniet Bischof Albert Krummedik, der die Arbeit in Auftrag
gab und unter dem Kreuz begraben wurde.
Weitere Kunstwerke: Eichenholzgeschnitzte Lettnerverkleidung mit
den Großfiguren der Schutzpatrone St. Nikolaus, Maria, Johannes der
Täufer, St. Blasius; ebenfalls eine Arbeit von Bernt Notke. Die später
(1625) eingefügte astronomische Uhr läuft noch mit dem originalen
Werk. Mittelalterliche Altäre neben dem Lettner sowie dem Triumphkreuz,
Sandsteinmadonnen, Müllerkrone, Renaissancekanzel (1568) mit dem Gitter
der Stecknitzfahrer (1572), Taufbecken von 1455. Zahlreiche Bischofsgrabplatten,
Sarkophag der Fürstbischöfe von Lübeck und späteren
Großherzöge von Oldenburg.
Vom einstigen Kloster ist nur noch der Kreuzgang im südlichen
Querhaus (zum Museum am Dom) zu sehen. Die Orgel wurde beim Wiederaufbau
in das nördliche Seitenschiff verlegt. Das 1970 eingeweihte Instrument
(47 Register) ist eine Arbeit der Firma Marcussen aus Dänemark. Die
verbrannte Orgel hatte ihren Platz im Westwerk (zwischen den Türmen).
Dieses wird jetzt durch ein dreiteiliges Glasfenster von Lothar Quinte
(1963) abgeschlossen.
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